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Denon DN-S1200 Test

Mitte des Jahres 2005 landete das japanische Unternehmen Denon mit den Einzel-Frontloadern DN-S3500 und DN-S1000 zwei Volltreffer in der DJ-Szene, die verglichen mit vorherrschenden Alternativgeräten, innovative Features zu einem attraktiven Preis aufweisen konnten. Heute Morgen brachte mir der Postbote den DN-S1200 für einen Test ins Haus, der in die Fußstapfen des Tausenders treten soll. Denon, eigentlich Nippon Columbia Co. Ltd., ist eines der ältesten japanischen Audio- und Hi-Fi-Unternehmen. Es wurde bereits 1910 als Grammofon Manufaktur von Frederick Whitney Horne in Japan gegründet. In den fünfziger Jahren war Denon das erste Unternehmen, das Vinyl-Schallplatten in Japan verkaufte. Zehn Jahre später produzierten sie den legendären, heute noch hergestellten Tonabnehmer DL-103. Diverse Audiogeräte wie Tuner, Tapedecks, Turntables oder Verstärker machten sie zu einem der Marktführer im HIFI-Segment. Denon gehört zur D&M Holdings Inc., ein Zusammenschluss aus den Unternehmen Denon, Marantz, McIntosh, Bosten, Snell, Escient, Denon DJ, Calrec, Allen&Heath und D&M und ist neben Pioneer und Stanton einer der bedeutendsten Hersteller professionellen DJ-Equipments.

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Mein Testkandidat DN S-1200 ist ein MP3- und WAV-Tabletop, kostet 448 Euro und bietet USB-Datenträger-Unterstützung, Tastaturanschluss und einen MIDI-Port zur Steuerung von DJ-Software. Das 24-Bit-Audio-Interface lässt sich zudem unter Verwendung von ASIO-/CORE-AUDIO Treibern am PC oder Mac nutzen. Das ist eine weise Entscheidung, denn durch den Umbruch in der Musiklandschaft hin zum digitalen Vertrieb, könnte auch ein Datenträger-Formatwandel mittelfristig ins Haus stehen. Dann möchte natürlich niemand sein lieb gewonnenes oder vielleicht erst kürzlich erworbenes Equipment austauschen müssen. Zwar Kosten mehr Features bekanntlich auch immer mehr Geld, doch sind viele DJs bereit, ein paar Scheinchen draufzulegen, wenn das Equipment dafür einigermaßen zukunftssicher und im Handling unkompliziert ist. In der Regel bekommt der Käufer im Preissegment von 400 bis 900 Euro obendrein auch eine Kreativabteilung serviert. Das ist beim vorliegenden Zwölfhunderter nicht anders. Er hat diverse DSP-Effekte für den Live-Remix, nahtlose Loops und speicherbare Cues im Gepäck. Ob er damit auf professionellem Terrain bestehen kann? Im nicht minder interessanten semiprofessionellen Sektor ist das durschnittliche Budget deutlich begrenzter, darum wird oftmals ein Kompromiss aus Ausstattung, Qualität und Preis angestrebt. Ist Denon dieser Spagat geglückt? Für betuchtere DJs hat der Hersteller ein weiteres Gerät im mittleren Preissegment plaziert. S3700 (895 Euro) besitzt mehr Features und einen waschechten Plattenteller. Pioneer ist mit drei Geräten vertreten, jedoch besitzt ausschließlich der CDJ-400 MIDI und USB. Knapp unter 400 Euro bringen American-Audios Radius 1000 (389 Euro) und 2000 (359 Euro) Effekte, MP3- und MIDI-Unterstützung mit. Radius 2000 verzichtet allerdings auf ein CD-Laufwerk und bietet stattdessen sowohl einen USB- als auch einen SD-Kartenslot. Cortex HDTT-5000 kostet rund 489 Euro und ist zusätzlich in der Lage die Wellenform des Musikstückes auf seinem Display abzubilden. Aber die Implementierung unzähliger Features sagt nichts über Qualität und Clubtauglichkeit aus. Ein Test muss her.

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Details

Captain, bitte definieren sie Solidrock!
“Holla, der ist aber kompakt”, ist mein erster Gedanke, als ich ihn aus seinem dunklen Verpackungsverlies ans Tageslicht befördere. Gerade mal 215 x 87,4 x 232 mm misst der schwarze, robuste Kunststoff-Frontloader und bringt ein Lebendgewicht von 3,2 Kilogramm auf die Waage. Laut Angaben des Herstellers entfaltet er seine ultimative Performance im Zusammenspiel mit einer zweiten Einheit und einem DN-X-120 Mixer (2,8 kg / ca. 275 Euro) aus gleichem Hause, für das auch praktischerweise ein optionales Carrying-Bag (4,65 kg/ 139 Euro) zur Verfügung steht. Daraus lässt sich schließen, das Denon bei der Entwicklung nicht nur eine Festinstallation, sondern auch den mobilen Einsatz in Betracht gezogen hat. Der portable DJ hätte so für 1300 Euro ein rund 14 Kilo schweres Säckelchen zu tragen (ohne CDs, Festplatten oder sonstige benötigte Gerätschaften.) Ein Vergleich gefällig? Pioneers Vierhunderter-Bundle wiegt im Case annähernd das Gleiche und ist für rund 2100 Euro zu haben. Dieser Preis entspricht auch in etwa dem einer halb so schweren, professionellen MIDI-Jay Lösung bestehend aus Controller, Software, Soundkarte und Mittelklasse-Laptop.

Nun zurück zum Kandidaten. In seinem Zentrum hat der Hersteller anstelle eines sonst üblichen Jogwheels eine CD-große 110 mm Jog-Disc verbaut – eine durchsichtige Plastescheibe, die an die Spindel montiert ist und auf einer Slipmat rutscht. Erstes Befingern des Singleplayers vermittelt den Eindruck einer grundsolide Konstruktion, wenn mir auch zunächst die Schaltflächen für Track-Skip / Search auf der sonst angestammten rechten Seite fehlen. Die Buttons TIME und TITLE fallen mir als etwas zu klein und an ungünstiger Stelle plaziert auf. Sie liegen direkt hinter der Steuerscheibe, versehentliches Berühren dieser ist nicht ausgeschlossen. Auch die Position des Auswurfknopfes direkt neben der Abspieltaste erscheint etwas gewagt, PLAY-LOCK ist aber standardmäßig aktiviert, sodass der Datenträger nicht versehentlich ausgeworfen werden kann. Natürlich lässt sich die Funktion auch abschalten. Die Druckpunkte der verbauten Taster sind in Tabletop-typischer „du kannst mich nicht verfehlen“-Manier definiert. CUE und PLAY sind etwas schwammig, mir persönlich auch zu wackelig und Gummi-like. Trifft man sie ungünstig, besteht die Möglichkeit, dass sie verkanten. Leider sind nicht alle Schaltflächen beleuchtet. Im direkten Vergleich gefallen mir Stantons C.324 und Pioneers CDJ-400 Äquivalente besser.

Fotostrecke: 2 Bilder Etwas Achtsamkeit beim switchen…

Im Bauch der Bestie
Das musikalische Innenleben wird von 24-Bit Burr Brown DA-Wandlern angetrieben, die mit einer Abtastrate von 44,1 kHz arbeiten. Die Audiosignale werden entweder analog über zwei unsymmetrische Stereo-Chinch Buchsen oder per koaxial über S/PDIF digital ausgeben. Nach der analogen Konvertierung wird der Wiedergabepegel um -6dB gesenkt, damit keine digitalen Störungen auftreten.

Warum der Anschluss für USB-Datenträger an die Rückseite verfrachtet wurde, ist mir nicht klar, denn so ist ad hoc Anschluß unnötig kompliziert. Die Kommunikation mit dem PC übernimmt ein USB-Port. Über ihn laufen nicht nur USB-Audio-Ströme und MIDI-Signale, sondern auch HID-Steuerbefehle. Ein besonderes Schmankerl verbirgt sich im RJ45 Netzwerkanschluss. Zwei Denon DS-1200 Player können so durch ein handelsübliches gekreuztes Netzwerkkabel verbunden werden, um ihre Speicherpunkte und Voreinstellungen auszutauschen oder Relay-Play, sozusagen ein musikalisches Pingpong, zu spielen. Ist eine Tastatur angeschlossen, lässt sie sich dann für beide Geräte gemeinsam nutzen. Unterstützte Tastaturlayouts sind das im deutschsprachigen Raum bevorzugte QWERTZ sowie für amerikanisches QWERTY und französisches AZERTY. Statt eines PS2-Anschlusses wäre ein weiterer USB-Port sicherlich die fortschrittlichere Wahl. Zum Glück besitze ich an meinem Windows Rechner ein Exemplar, viele Mac-User müssen hier wahrscheinlich nachträglich investieren.

Alter Port mit großer Wirkung
Alter Port mit großer Wirkung

Faderstart wird in Verbindung mit einem externen DJ-Mischpult einmal mehr über MINI-Klinke ausgeführt. Die Faderstart-Technik schließt, sobald der Schieber eine bestimmte Position erreicht, einen Kontakt. Dieser wiederum startet eine angeschlossene Audioquelle. Bekannt ist dieses Verfahren vom Broadcasting. Hier ermöglicht sie, Anmoderation und Musik auf den Punkt zu bringen. Das gewählte 3,5 Zoll Format ist nicht unbedingt die Ideallösung, eine 6,3 mm-Klinke wäre da schon kontaktsicherer und langlebiger.

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Boxenstopp
Denons Frontloader besitzt einen sanften Slot-In Mechanismus, die Auswahl des Betriebsmodus (USB, PC, CD) ist manuell vorzunehmen. Eine beleuchtete Discführung bietet auch bei ungünstigen Lichtverhältnissen eine ausreichende Bediensicherheit. Das Einlesen einer Audio-CD dauerte im Schnitt drei Sekunden, eine mit 650 MB vollgepackte MP3-Disc benötigte im Test sechs Sekunden. Die maximale Anzahl Tracks auf einem Rohling beträgt 999. Über den multifunktionalen Rotary-Button PARAMETERS wird der Song ausgewählt und in Abspielposition gebracht. Gleichzeitiges Drücken und Drehen überspringt zehn Titel. AUTOCUE lässt auf Wunsch leere Stellen zu Beginn des Tracks mit einem variablen Schwellenwert von -48, -52 oder -64dB  aus. Wechselt der DJ zum nächsten Song (Track-Skip), vergeht bis zum Start mindestens eine Sekunde. Das bremst die Performance etwas. Der schnelle Suchlauf FAST-SEARCH entpuppte sich als gar nicht so flott, denn nachdem die Vor- oder Rückspultaste losgelassen wurde, brauchte der Track auch hier eine gute Sekunde, bevor der Abspielvorgang fortsetzte. Next-Track ist eine Funktion, die es dem DJ erlaubt Musikstücke ineinander zu blenden, selbst wenn er nur einen Player zur Verfügung hat. Dieser Übergang geschieht zwar automatisch, die Crossfade-Zeit kann jedoch von null bis fünf Sekunden individuell festgelegt werden. Der kleine Schwarze kann ein Warm-up in Club oder Bar auch allein bestreiten. Dazu versetzt man ihn entweder in den Continue- oder Playlist-Modus. Pro Gerät können laut Herstellerangaben bis zu 1000 Playlisten a 99 Tracks erstellt werden. Es kann bis zu 50.000 Musiktitel mit 20.000 Interpreten in 500 Genres verwalten.

Fotostrecke: 4 Bilder S1200 hat einen sanften Lademechanismus
Fotostrecke: 2 Bilder

Hey, du da!
Die Kontaktaufnahme mit dem Nutzer geschieht einerseits durch die Bedienelemente, auf der anderen Seite durch ein „animiertes Fluoreszenz-Röhrendisplay mit 2-Reihen Textanzeige“, das sich nicht im Kontrast regulieren lässt. Es zeigt CD-Text, MP3-Dateinamen, ID3-Tags (Artist, Title, Album ,Genre, BPM ,Year) und auch Ordnernamen  mit maximal zwölf Zeichen an. Das Tempo eines Musikstückes wird zehntelgenau  angegeben, der aktuelle Pitchwert in hundertstel Prozent, Laufzeiten (elapsed/remaining) sind framegenau. Eine 32-fach unterteilte Jog-Anzeige visualisiert die Laufrichtung des Musikstückes. Auf weitere grafische Hilfsmittel, wie eine Balken-Fortschrittsanzeige oder eine Wellenform wurde verzichtet.

Des 1200-ers VFD-Display
Des 1200-ers VFD-Display

Die Effizienz beim Jogging
Denon spricht in seiner Produktbeschreibung von einer multifunktionalen, berührungsempfindlichen Jog-Disc. Wer daraus schließt, dass seitliches Anschubsen eine andere Auswirkung hat, als intensives Drauffassen und Bewegen unterliegt einem Trugschluss. Die nicht ganz zeitgemäße Devise heißt vielmehr SCRATCH ODER BEND. BEND bremst den Song, wenn die Drehscheibe gegen den Uhrzeigersinn gedreht wird, ein Stoß in die entgegengesetzte Richtung beschleunigt. SCRATCH lässt den DJ namensverwandte Manöver im latenzarmen Rahmen durchführen. Die Plastescheibe sitzt zwar direkt an der Spindel, ist aber aufgrund ihrer Größe und Oberfläche sicherlich nicht die erste Wahl der Enthusiasten.
 
Mancher DJ scratcht sich gern den nächsten Beat auf dem Kopfhörer zurecht, um ihn im richtigen Moment in den Mix zu schubsen und ihn dann eventuell schnell noch mal anzuschieben, falls der Zeitpunkt nicht zu einhundert Prozent getroffen ist. Hat er eine Hand am Fader, ist diese Mix-Technik mit Denons Jog nicht zu realisieren, ohne die Hand von der Scheibe zu nehmen, um von SCRATCH auf BEND zu schalten. Dieser Umstand stört mich ein wenig. Das denonsche Drehelement kann für mich in der Performanz nicht mit einem case-sensitiven Jogdial mithalten.

Scheibchenbeschleuniger
Mit 100 mm Länge lässt der an prominenter Stelle eingesetzte Temposchieber eine ziemlich exakte Geschwindigkeitsanpassung zu, obwohl an den Nord- und Süd-Enden des Faderweges eine zehn Millimeter lange Deadzone vorhanden ist. Auch an der einrastenden Nullstellung befindet sich ein marginaler unsensibler Bereich. Die Pitch-Auflösung lässt sich in unterschiedlichen Stufen anpassen. Bei komprimierten Audiodateien ist die Obergrenze auf 24 % festgelegt. Anderes Material bietet neben vier, zehn, sechzehn und 24 % zusätzlich 50 und 100 %. Im niedrigsten Regelintervall (+/-4) ist eine Tempoverschiebung in Schritten von 0,02 % möglich, im höchsten (+/-100) immerhin ein Prozent. Wer nicht die Jog-Disc benutzen will, schubst den Track über zwei obligatorische Pitch-Bend Taster in den Takt. Zu digitalen tempobedingten Aussetzern kam es ohne Tonhöhenkorrektur selbst bei hohen Pitchwerten weder bei USB-Musik, noch im CD-Betrieb. Auch den Schüttel- und Vibrationstest bestand er mit Bravour.

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Praxis

Do you speak Windows?
Mit 100 Tracks voll beladen wurde der USB-Stick in etwa 20 Sekunden analysiert. Grundsätzlich lassen sich nur MP3 Dateien abspielen, die eine maximale Rate von 320 kBit bei 44kHz aufweisen. Sollten sie mit variabler Bitrate codiert (VBR) sein, lassen sich für diese Dateien keine Memopunkte speichern. SD-Karten oder Memory-Sticks im externen Kartenleser sowie USB-Hubs werden nicht unterstützt. Während der gesamten Testphase wurde der USB-Stick dreimal nicht erkannt. Einmal zeigte das Display eine System-Fehlermeldung an und suchte nach einer CD, obwohl der externe Datenträger seine Betriebsbereitschaft durch eine LED signalisierte. Neustarts schafften dann Abhilfe. Bedauerlicherweise liest der Tabletop nur FAT und FAT32 formatierte Medien ein. Dieser Umstand hatte zur Folge, dass meine externe 160 GB NTFS-Festplatte gar nicht erst erkannt wurde. Der Test mit einer zweiten FAT-Platte gelang indes. Ich finde es schade, das NTFS-, XFS- oder HFS-Formate in Zeiten von Terrabyte-Festplatten nicht unterstützt werden. Denons Player ist nämlich als einer der wenigen in dieser Preisklasse in der Lage unkomprimierte WAV Dateien abzuspielen. 50 dieser Stücke sprengen die unter Windows und OSX

fatter partitionsterrabytismus!
fatter partitionsterrabytismus!

Als Nächstes sollte „Blacky“ seine Kompatibilität mit gängigen MP3-Playern unter Beweis stellen. Eins gleich vorweg: Macintosh formatierte Artgenossen können nicht verwendet werden. Wie erwartet wurde mein iPod Video ohne Probleme eingelesen. Da er insgesamt 30GB an Musik, Podcasts und Audiobooks lagert, hatte ich mit einer harten Geduldsprobe gerechnet. Nach rund fünf Minuten war sie zwar beendet, allerdings ist zu bedenken, dass in dieser Zeit keine Tracks abgespielt werden können. Sollte also der Ablöse-DJ jemals mit einem vollgepackten iPod zum Schichtwechsel in die Szene-Bar kommen, ist es anzuraten, rechtzeitig einen laaaangen Track ins andere Deck zu laden. Im weiteren wurden auch Creative Zen Stone, Sigmatek 4GB und Philips HDD120 erkannt, lediglich Samsungs YEP lief nicht. Allgemein lässt sich daraus ableiten, dass MP3-Player nur dann mit dem Zwölfhunderter zusammenarbeiten, wenn sie sich unter Windows als externe Laufwerke registrieren.

Digger im Datendschungel
Gerade bei umfangreichen Musikbibliotheken sind effiziente Filter nützlich. Werkseitig ist eine Ein-Schritt-Suche voreingestellt. Sie extrahiert unter anderem Artist, Genre und Titel. Der intelligente Pfadfinder kann zudem ein kombiniertes Filter anwenden. Um beispielsweise alle Discokracher des Jahres 1971 zu finden, wählt er zuerst das Genre und anschließend das Jahr aus. Gescrollt wird entweder über Drehregler oder Jog-Disc. Mit angeschlossenem Keyboard lässt sich relativ zügig mit maximal acht Zeichen bequem auf einem USB-Datenträger suchen.

Hit that perfect beat boy
Viele DJs verwenden den internen Beat-Counter um einen Näherungswert zu erhalten, bevor sie das letzte Stück per Gehör anpassen. Denons automatische Tempoanalyse leidet wie die der meisten Mitbewerber unter zeitweiligen Schwankungen,vor allem wenn ein Musikstück komplexer gestrickt ist als ein „4 to the floor Beat“. Im Normalfall beträgt diese ungefähr +/- 0,3 Prozent. Mehrfaches taktsynchrones Betätigen von  TAP ermittelt die daraus resultierende Geschwindigkeit manuell, alternativ lässt sich das Tempo mit dem Drehregler einstellen.

Fotostrecke: 3 Bilder Taptap…

Keycorrection
Die automatische Tonhöhenkorrektur lieferte ein praxistaugliches Ergebnis ab. Sie verstand es, bis zu einer Tempovariation von 4 % ohne merkliche Artefakte zu interpolieren. Bei 6 % hielten sich die digitalen Aussetzer noch in Grenzen, bei 10 % machte sich der Stretching-Algorithmus deutlich bemerkbar. Ein insgesamt gutes Ergebnis.

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Mastertempo bei -4% Mastertempo bei -6% Mastertempo bei -10% Mastertempo bei +4% Mastertempo bei +6% Mastertempo bei +10% Reverenz 0% Pitch

Markier mal ne heiße Schleife, Baby – Cuepunkte, Hotstarts und Loops
MEMO heißen die internen Gedächtnis-Zellen und erlauben eine Speicherung von bis zu 5000 Cue- und Loop-Punkten sowie Pitch- und BPM-Werten im Gerät, jeweils ein MEMO-Datensatz pro Track. Kann ein Song noch keinen Cuepoint vorweisen, wird dieser automatisch zu Beginn des Tracks erstellt. CUE parkt ihn dann an dieser Markierung. Wer seine virtuellen Lesezeichen genauer platzieren möchte, benutzt FAST SEARCH oder betätigt im Pausenmodus die Jog-Disc. So ist eine framegenaue Positionierung mit einer Auflösung von 1/75 Sekunden möglich. Ist die richtige Stelle gefunden, genügt ein Druck auf CUE. DN-S1200 besitzt zwei Memory-Bänke für Loops und Live-Cues, die über sechs Buttons links neben dem Display gesteuert werden. A1 und A2 setzen die Startpunkte, die bei zusätzlicher Betätigung von B unverzüglich abspielende nahtlose Schleifen erzeugen. EXIT verlässt die Letztgespielte, RELOOP aktiviert sie wieder. TRIM ermöglicht, ihre Flanken zu manipulieren. So lässt sich der Anfangs- oder Endpunkt über die Jog-Disc nach eigenem Gusto verschieben. Stutter-Effekte werden durch den FLIP-Button aktiviert. Er löscht außerdem in Kombination mit den Tasten A1 oder A2 deren Speicher. Was mir an dieser Stelle fehlt, ist eine automatische, taktgesteuerte Loop-Variante mit der Option, die Schleifen auf Tastendruck synchron in ihrer Länge zu teilen oder zu verdoppeln.

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Effektorengeplatter
DN-S1200 unterscheidet zwischen Effektoren und Platter-Effekten.
Effektoren sind in diesem Fall ECHO/LOOP, FLANGER und FILTER. Ein verketteter Betrieb dieser ist nicht möglich. Beim FLANGER, der soundtechnisch eher Zurückhaltung übt, wird die Verzögerungszeit über PARAMETER gesteuert, für die Tiefenwirkung zeichnet sich die Drehscheibe verantwortlich. Sweep-Fans stehen drei unterschiedliche FILTER-Typen zur Verfügung (High, Mid, Low), die Jog-Disc steuert ihre Frequenz. Für meinen Geschmack könnten die Filter ruhig etwas schmutziger und bissiger sein. ECHO-LOOP wiederholt einen Teil des Audiomaterials zwischen ½ und 8/1 Beat. Wenn der Feedback-Pegel auf ein Maximum eingestellt ist, die Scheibe also voll aufgerissen wird, startet die Wiedergabe des Loops in der Länge der voreingestellten Echozeit. Das Audio-Fragment wird in einen Puffer geschrieben und lässt sich jederzeit verkleinern, nicht jedoch vergrößern. Um kein Risiko einzugehen, sollte man vor dem Einsatz jog-gesteuerter Effekte den Scratch-Modus ausschalten, damit der Track nicht versehentlich gestoppt wird, falls kein Effekt aktiv ist.

Audio Samples
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Flanger Echoloop Highpassfilter Lowpassfilter “Midpass”-Filter

Turntable (Platter) FX werden über drei Tasten, die direkt unter der Jog-Disc sitzen, aktiviert. BRAKE simuliert das langsame Auslaufen eines Plattentellers und kann in der Bremszeit von 0,2 bis vier Sekunden angepasst werden. DUMP simuliert eine Zensur, denn es lässt den Track automatisch vier Sekunden rückwärts spielen, während die CD ungehört weiterläuft. Wem das zu lang, ist, der drückt einfach ein weiteres Mal auf den Button und schon spielt die CD an dem Abspielpunkt weiter, an dem sie wäre, hätte man zuvor nicht auf den Taster gedrückt. So lässt sich auch ein in-the-mix Reverse abspielen, ohne das die gemixten Tracks aus dem Takt laufen. Das klappte bei mehrfachen Test sehr gut. REVERSE spielt den Track im klassischen Sinne rückwärts ab.

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Audio Samples
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Brake Dumpzensur Reverse Dumpmix

Ein MIDI-Kessel Buntes
Kaum ein Tabletop-Deck, das etwas auf sich hält, kommt heute noch ohne MIDI-Controller-Fähigkeiten aus, daher integrieren die meisten Hersteller eine entsprechende Schnittstelle als Zusatz-Feature. Im Idealfall kann der Käufer seine Steuereinheit unter jeder DJ-Software nutzen, ohne selbst Hand ans Programmieren zu legen. Dieser Zustand ist jedoch in der Realität nicht gegeben. Daher machen wir einen kurzen Kompatibilitäts-Check mit aktuellen Mix-Applikationen. Um dabei das interne Soundinterface möglichst latenzarm zu betreiben, wurde zuvor Denons ASIO-Treiber installiert.

PCDJ-DEX bzw. DJDECKS (ca. 155 Euro)

Überraschend harmonisch verlief das Zusammenspiel zwischen PCDJ und dem Testkandidaten. Er ist zwar nicht explizit gelistet, nach Auswahl von DENON-CONTROLLERS war er jedoch automatisch mitsamt Abspielsteuerung, beiden Memory-Bänken, Tempokontrolle, Scratching und Kreativabteilung startklar. Selbst das Display wurde angesteuert und zeigte neben Laufzeiten und Trackinformationen auch aktuelle Loop-Zustände oder ausgewählte Effekte an. Backspin, Filter, Echo, Dump und Brake sorgen für einiges Potenzial, um den Mix abwechslungsreich zu gestalten. Game, Set and Match.

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Native Instruments Traktor Duo und Pro 1.2.1 (99/199 Euro)
Controller und Soundinterface wurden mühelos erkannt. Es gab zwar Probleme mit der Effektsteuerung, denn die vorgesehenen Regler drehten sich simultan statt individuell. Durch ein Remapping ließ sich dieser Bug jedoch schnell beheben. Abgesehen davon bekommt der DJ hier eine durchdachte FX-lastige Steuerdatei an die Hand. Was den Gesamteindruck trübt, ist die fehlende Unterstützung des HID-Displays.

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Ultramixer (179 Euro)
Die Cross-Plattform-Anwendung Ultramixer erkannte den Probanden als DENON HC-4500 und konfigurierte die Abspielsteuerung, Tempo und Pitchbending, Cueing, Loops und Reloop von selbst. Die Software-Effekte ließen sich nicht hardwareseitig dirigieren, dafür wurde das Display nativ unterstützt. Hier ist sicherlich noch etwas mehr drin.

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Deckadance (ca. 90 Euro)
Image-Lines Deckadance brachte leider keine Konfigurationsdatei für Denons Mediadeck mit, also wurden die benötigten Features kurzerhand per Lernfunktion registriert. Das gelang ohne Nebenwirkungen. Display-Unterstüzung war allerdings nicht gegeben.

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Mixvibes  (ca. 150 Euro)
Weder Cross noch DVS haben eine Konfigurationsdatei für Denons Blackbox an Bord. MIDI-LEARN ist in beiden Applikationen nicht vorhanden. Unter DVS ist eine Konfiguration mit dem integrierten Editor möglich, aber ziemlich zeitintensiv, da Tastendrücke am Gerät nicht von der Software registriert werden. Stattdessen sind Control-Change und Notendaten der mitgelieferten Denon-MIDI-Tabelle zu entnehmen und manuell einzugeben.

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Mixxx (kostenlos)
Auch hier erlaubte der Setup Wizard ein zügiges Mapping der elementaren Abspielfunktionen, versagte aber ein Zusammenwirken mit Denons ASIO-Treiber. Stattdessen lief Mixxx unter ASIO4ALL. Es bietet nur wenige Sonderfunktionen und ist eher für Einsteiger oder Puristen geeignet. Das Denon-Display wurde nicht angesprochen.

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Denons DN-S1200 ist ein im Großen und Ganzen zuverlässiger DJ-Tabletop mit interessanten Zusatzfunktionen. So unterstützt er Wechseldatenträger, externe Tastaturen, Datenaustausch mit Artgenossen übers Netzwerkkabel und USB-MIDI. Zudem hat er eine durchaus geglückte Effektsektion an Bord. Die interne Tempoanalyse schwächelt bei komplexeren Musikstücken im marktüblichen Rahmen, zieht aber so den zeitkritischen Echo-Effekt in Mitleidenschaft. Auch die Loop-und CLS-Abteilung könnte etwas mehr Features vertragen. Hat man das Bedienkonzept des Players verinnerlicht, und sich an die Eigenheiten von Pitchfader- und Jog-Disc gewöhnt, ist ein kontrollsicheres und präzises Arbeiten möglich. Die Scratch-Latenz wird kaum gefühlt. Mit 4 % Artefaktfreiheit konnte auch die Tonhöhenkorrektur überzeugen. Das rustikale Gummibutton-Block-Design trifft nicht meinen Geschmack, ist aber robust und kompakt. Mir ist der Frontloader etwas zu tranig im CD und MP3-Betrieb. Dank geglückter MIDI-Implementierung seitens einiger Dritthersteller gewinnt er hier wieder an Boden, vor allem, wenn sein Display mit Trackinformationen versorgt wird. Zu einem UVP von 448 Euro bekommt der Käufer ein Gerät auf aktuellem technischen Stand mit soliden Basiseigenschaften und Kreativpotenzial.

Unser Fazit:
3,5 / 5
Pro
  • USB-Port für Wechselspeicher
  • Beachtliche Scratch-Latenz
  • Gute Tonhöhenkorrektur
  • Starke Vibrationsresistenz
  • MIDI-Controller-Funktion
  • HID-Display
  • Austauschbare Cue- und Loop-Points
  • 100 mm Pitchfader
  • Integrierte Effekte
  • Zwei Loop-Memory-Bänke
  • MIDI-Unterstützung
Contra
  • Etwas träge im CD-Handling
  • Rückseitiger Anschluß f. Datenträger
  • Teilweise unschlüssiger Beatcounter
  • Harmlose Effektabteilung ohne Chain
  • Teils schwammige Gummibuttons
  • Teilweise fehlende Mac-Kompatibilität
  • Erkennt keine Partitionen über 32 GB
Artikelbild
Denon DN-S1200 Test
Für 416,00€ bei

UVP: 448 EUR
Herstellerlink Denon

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